Durmersheim
startet mit einer guten Nachricht in die Zeit nach den Pfingstferien. Die
schwimmende Solaranlage auf dem Baggersee der Firma Wilhelm Stürmlinger &
Söhne GmbH & Co. KG kann gebaut werden, das Landratsamt Rastatt gibt grünes
Licht. Die schwimmende Solaranlage wird mit einer Gesamtfläche von 7,25 ha und
einer Gesamtleistung von ca. 13,91 MWp errichtet werden. Mit dieser Anlage kann
sauberer Strom für rund 13.000 Menschen erzeugt werden. Das ist etwas mehr als
die Gesamtbevölkerung Durmersheims. Damit entsteht eine der größten
schwimmenden PV-Anlage in Deutschland.
Nachdem der Durmersheimer
Gemeinderat am 24. Januar 2024 den Bebauungsplan "Schwimmende PV-Anlage
Stürmlinger See" als Satzung einstimmig beschlossen hat, hat das Landratsamt Rastatt
diesen als Baurechtsbehörde in den vergangenen Tagen nun auch genehmigt. Zudem
ist an die Betreibergesellschaft die wasserrechtliche Erlaubnis vom Landratsamt
Rastatt erteilt worden. Beide Dokumente wurden der Gemeinde bzw. der
Betreibergesellschaft am heutigen Dienstag vor Ort am Stürmlinger See von
Landrat Prof. Dr. Christian Dusch überreicht.
"Mit der nun entstehenden schwimmenden Solaranlage wird die Energiewende erlebbar. Durmersheim entwickelt sich mit dem Ausbau der Nahwärme, den geplanten sieben Windenergieanlagen und der schwimmenden Solaranlage zu einem Leuchtturm der Energiewende", sagt Bürgermeister Klaus Eckert. "Das ist ein guter Tag für Durmersheim und die Region. Denn zukünftig wird sich die Industrie dort ansiedeln, wo erneuerbare Energien verfügbar sind. Umso wichtiger ist das Projekt in Durmersheim für die ganze Region auf der Hardt."
Landrat Prof. Dr. Christian Dusch betonte erneut das Ziel des Landkreises Rastatt, den Bereich der erneuerbaren Energien deutlich auszubauen. "Das Projekt auf dem Stürmlinger See in Durmersheim ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg", erklärte der Landrat. Die Genehmigungsbehörden im Landratsamt hätten das Vorhaben mit Hochdruck bearbeitet. "Ich hoffe auf viele weitere Projekte dieser Art im Landkreis Rastatt, der aufgrund seiner Kiesseen ein enormes Potenzial bereithält", so Landrat Prof. Dr. Dusch weiter.
Betrieben wird
die schwimmende Solaranlage von einer Betriebsgesellschaft unter dem Dach der
in Bayern sitzenden BayWa r.e. Solar Projects GmbH. Zu den weiteren
Gesellschaftern zählen die BürgerEnergiegenossenschaft Durmersheim (BEG) als
auch die Firma Wilhelm Stürmlinger & Söhne GmbH & Co. KG als Betreiber
des Kieswerks auf dem Stürmlinger See.
Raphael Kempf,
Projektentwickler der BayWa r.e. Solar Projects GmbH, macht deutlich: "Mit
Projekten wie diesen treiben wir die Energiewende in Deutschland nachhaltig
voran und zeigen, dass Baggerseen noch viel mehr Nutzen haben können. Besonders
hervorheben möchte ich die tolle Zusammenarbeit zwischen den Behörden und BayWa
r.e., dank der dieses Projekt zügig voranschreitet - so schaffen wir die
Wende!"
Hartmut Oesten und Clemens Schlossarek vom Vorstand der BEG Durmersheim erklärten: "Wir von der BEG freuen uns riesig, dass wir heute die Übergabe der wasserrechtlichen Erlaubnis miterleben und als Projektpartner bei der Realisierung dieses Leuchtturmprojekts mitwirken dürfen. Diese Floating-PV-Anlage ist ein Meilenstein für den Ausbau erneuerbarer Energien in Durmersheim und in der ganzen Region. Nicht ohne Stolz können wir behaupten, dass wir ohne unsere Genossenschaft heute nicht hier stehen würden. Denn die Initiative für dieses Projekt ging von uns, der BEG Durmersheim, aus. Wir freuen uns riesig, dass wir mit den Bürgern in Durmersheim und Umgebung damit die Energiewende ein großes Stück voranbringen und einen großartigen Beitrag zum Umweltschutz leisten können."
Für Thorsten Volkmer,
den Geschäftsführer der Firma Wilhelm Stürmlinger & Söhne GmbH & Co. KG
ist klar: "Auch für uns hat diese Anlage einen Leuchtturm-Charakter. Das
Genehmigungsverfahren mit einer so großen Anlage war für die Behörde und auch
für uns Neuland. Es gab keinen Leitfaden, weil es bisher so auch noch niemand
geplant und beantragt hatte. Alle bisher in Deutschland errichteten Anlagen
sind deutlich kleiner und lediglich für den Eigenbedarf des jeweiligen
Kieswerkes vorgesehen. Wir hier wollen aber mit unseren Partnern im
Wesentlichen Strom für die Allgemeinheit produzieren. Das Kieswerk selbst
benötigt gerade einmal 5 % des zukünftig erzeugten Stroms. 2016 haben wir erste
Gespräche zu einer solchen Anlage geführt. 2019 ging die erste schwimmende
PV-Anlage in Baden-Württemberg ans Netz. Das hat uns in unserem Handeln
beflügelt. Die Kontakte zur BEG wurden bereits im Frühjahr 2020 geknüpft.
Gemeinsam mit der BayWa r. e. sind wir dann 2022 ins Genehmigungsverfahren
gestartet. Jetzt nach rund zwei Jahren halten wir endlich die Genehmigung in
den Händen. Nun haben wir Rechtssicherheit und können die Anlage bestellen und
aufbauen. Im Sommer 2025 wollen wir dann mit unseren Partnern die Anlage in
Betrieb nehmen."
Das Projekt ist
vor Ort in der Bevölkerung völlig unumstritten. Es gab keine Proteste gegen das
Projekt und im Bebauungsverfahren sind keine Einwendungen oder Stellungnahmen
der Bevölkerung eingegangen.
Ein kleiner bitterer
Beigeschmack bleibt jedoch, weil gemäß der noch aktuellen Gesetzgebung die
schwimmende Solaranlage nur auf 15 Prozent der Wasseroberfläche errichtet
werden darf. Jedoch besteht Einigung unter allen Beteiligten, die Anlage größer
bauen zu wollen, wenn es der Gesetzgeber ermöglicht. "Die im Vorfeld geplanten
30 Prozent bleiben das Ziel", machten alle unisono deutlich. Der Bebauungsplan
sei vorausschauend bereits für eine schwimmende Solaranlage auf 30 Prozent der
Wasseroberfläche angelegt worden, sodass ohne ein erneutes
bebauungsplanrechtliches Genehmigungsverfahren zügig die schwimmende
Solaranlage erweitert werden könne, so Bürgermeister Klaus Eckert. Es sei dennoch
bedauerlich, dass das parteiübergreifende Engagement von Gemeinderat, Landrat,
Regionalverband, Regierungspräsidium, Landtags- und Bundestagsabgeordneten
sowie den Betreibern bisher nicht zum Erfolg geführt hat".
Schwimmende
Solaranlagen bieten mehrere ökonomische und ökologische Vorteile gegenüber
herkömmlichen landgestützten Photovoltaikanlagen. Durch die Platzierung auf
Wasserflächen wird kein zusätzliches Land, etwa wertvolle landwirtschaftliche
Flächen, benötigt. Zudem trägt das Wasser zur Kühlung der Solarmodule bei, was
deren Effizienz und Lebensdauer erhöht. Dies ist besonders relevant angesichts
steigender Temperaturen und zunehmender Energiebedarfe. Die Seen profitieren
davon, da sie sich nicht so schnell aufwärmen.
Die nächsten
Schritte sind nun die Anpassung des Flächennutzungsplanes sowie die Entnahme
der Fläche der schwimmenden Solaranlage aus dem Bergrecht durch das Landesamt
für Geologie, Rohstoffe und Bergbau. Die Betreibergesellschaft investiert für
die schwimmende Solaranlage auf dem Stürmlinger See insgesamt ca. 15 Millionen
Euro in Durmersheim. Mit einem Baubeginn wird im Frühsommer 2025 gerechnet, die
Inbetriebnahme ist für Spätsommer 2025 geplant.